Vereinsgeschichte

Zeitungsartikel Donnerstag 15.12.1983

Ettenheim. In unserer Serie „Unser Porträt“, die wir in einer unserer letzten Ausgaben mit der Vorstellung der KJG Ettenheim eröffnet haben, wollen wir heute den KK- (Kleinkaliber)-Schützenverein Ettenheim vorstellen, der sich im 57. Jahre seines Bestehens befindet und dank des Fleißes der Vereinsmitglieder — heute wie in der Vergangenheit — im Osterbach ein regelrechtes „Schmuckstückchen“ von Vereinshaus erstellt hat —und das trotz immer neuer Rückschläge.

In der Tat werden einem die Schwierigkeiten, vor die sich der Verein seit seiner Gründung am 14. Februar 1926 gestellt sah, beim Durchlesen der Vereinschronik bewusst. Da galt es zunächst einmal, ein Gelände zur Errichtung eines Schießstandes ausfindig zu machen. Zunächst im Blumenberg beheimatet, siedelte man mit der Schießanlage schließlich in den Marbach um (1935), wo auch ein Pistolenstand erstellt werden konnte. Ein erster „Warnschuss“ dann 1945 von der französischen Militärregierung: Abbruch des Schießstandes, dem später ein noch schwerer Schlag folgen sollte: Auflösung des Vereins auf Anordnung der Besatzungsmacht!

Doch zieht es sich wie ein roter Faden durch die Vereinsgeschichte des Schützenvereins Ettenheim: Gleich welchen Tiefschlag man auch einstecken musste, immer fand sich jemand, der Initiative ergriff, ihn zu überwinden. 1959 schritt man zur Wiedergründung, wenngleich alles, was in mühsamer Arbeit aufgebaut worden war, durch die Kriegswirren völlig zunichte gemacht war. Unter dem Vorsitz von Oberschützenmeister und 1. Vorsit-zendem Fritz Ringwald startete der KK-Schützenverein in eine neue Zukunft. Nach vorübergehendem Schiessbetrieb im Saale des Gasthauses „Adler“ machte man sich ans Werk und baute Schritt für Schritt in der „Lehmgrube“ im Osterbach das neue Schützenheim auf, das schließlich im Mai 1960 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Innerhalb 1600 ehrenamtlich geleisteter Arbeitsstunden wurde in den Folgejahren, nunmehr unter Oberschützenmeister Ernst Gottlieb, ein Erweiterungsbau erstellt, der 1969 eingeweiht werden konnte.

Der schwärzeste Tag in der Vereinsgeschichte

Es war fürwahr der schwärzeste Tag in der Vereinsgeschichte, als in der Nacht vom 25. auf 26. Mai 1971 die gesamte Anlage ein Raub der Flammen wurde. Nicht nur die Vereinsmitglieder standen erschüttert vor den abgebrannten Mauerresten, die ganze Bevölkerung war bestürzt und fühlte mit dem so rührigen Verein. Unzählbare Arbeit, grenzenloser Idealismus, riesiges Engagement — die Flammen rissen innerhalb weniger Minuten alles hinweg. Am 26. Mai war es passiert, schon am 19. Juni des gleichen Jahres startete man den ersten Arbeitseinsatz zum Neuaufbau. Während man sich im Volksschulkeller sportlich fit hielt, wurde draußen im Osterbach mit aller Macht gearbeitet. Am 20. Juli 1974 konnte das neue Vereinsheim samt Schießständen eingeweiht werden.

Der Bevölkerung offen

Es ist dies nicht für jeden Verein eine Selbstverständlichkeit, wohl aber für die Ettenheimer Schützen. „Ihr“ Schützenhaus steht jederzeit der Bevölkerung offen — und diese nimmt dies auch dankbar. Brechend voll ist das Haus, wenn der KK-Schützenverein einlädt zur gemeinsamen Fasent, zum Rehessen, zu Königsball, Osterschießen oder Brezelschießen an Dreikönig. „Wir brauchen das auch aus finanzieller Sicht“, gibt der jetzige Oberschützenmeister Max Friedrich zu, aber man kann als Nicht-Mitglied auch getrost feststellen, dass man sich jederzeit als herzlich willkommener Gast fühlen darf, ob man zum „Schoppen“ am Sonntagmorgen oder an einem der Trainingsabende hinaus zum Osterbach geht, oder bei einer der angesprochenen Veranstaltungen. In diese Kategorie der „Öffentlichkeitsarbeit“ fällt auch das alljährliche Vereinspokalschießen, an dem jedes Mal zwischen dreißig bis 35 Mannschaften teilnehmen, was die Verantwortlichen des Veranstalters überaus freut. Offen steht die Tür auch Vereinen oder Organisationen, die einmal einen „internen“ Schützenwettkampf austragen wollen. Bei allem wirtschaftlichen Kalkül, bei noch so sorgsamer Pflege der Geselligkeit für die Vereinsmitglieder — der sportliche Aspekt ist bei einem Sportverein immer der erstrangige. Und entsprechend seriös wird auch beim Ettenheimer Schützenverein gearbeitet.

Bei den „Deutschen“ vertreten

Unter den insgesamt acht Mannschaften aller Altersklassen und Waffengattungen sind zwei Mannschaften dabei unbestritten das „Aushängeschild“ des Vereins: die Damen und die erste Herrenmannschaft. Die Herren schießen mit dem Luftgewehr in der höchsten Klasse, die es überhaupt gibt, der Landesklasse, die Damen stellten mit Lioba Hassler im abgelaufenen Jahr den Landesmeister, womit der Ettenheimer Schützenverein erstmals bei den deutschen Meisterschaften vertreten war. Diesen Erfolg verpasste Georg Pfaff als Zweiter der Landesmeisterschaften der Junioren um ganze zwei Ringe. Aber auch in den anderen Mannschaften, den drei Herrenmannschaften, die in der Kategorie Luftgewehr starten, in der Luftpistolenschützen-Mannschaft, bei den Damen, den Junioren und den Schülern wird mit Fleiß trainiert und erfolgreich im Wettkampf geschossen, genauso wie beim KK-Dreistellungskampf (liegend, stehend, kniend).

Neugekürte Vereinsmeister

Eine Standortbestimmung im vereinsinternen Vergleich stellen alljährlich die Vereinsmeisterschaften dar, die soeben abgeschlossen wurden und folgende Ergebnisse brachten: Vereinsmeister wurden auf dem Luftgewehr: Schüler: Michael Winterer; Jugend: Karl-Otto Spitznagel; Junioren: Hanspeter Gottlieb; Damen: Margot Furtwängler; Schützen: Johann Furtwängler; Altersklasse: Günther Schliewe. Luftpistole: Schützen: Mario Bagras; Junioren: Thomas Winterer; Altersklasse: Günther Schliewe. KK-Standard: Schützen: Johann Furtwängler; Junioren: Georg Pfaff; Damen: Margot Furtwängler; Altersklasse: Günther Schliewe. KK-liegend: Junioren: Georg Pfaff, Schützen: Max Friedrich; Altersklasse: Günther Schliewe.

Die Vorstandschaft

Ein Verein mit rund 220 Mitgliedern und einem solch aktiven Vereinsleben, wie dies bei den Schützen herrscht, braucht eine fähige Vorstandschaft, in der die Aufgaben klar verteilt sind. Entsprechend der besonderen Aufgabenbereiche, die es bei einem Schützenverein gibt, gerade in puncto Sicherheit im Trainings- und Wettkampfbetrieb, ist diese Vorstandschaft beim KK-Schützenverein recht groß. Oberschützenmeister und 1. Vorsitzender ist Max Friedrich, Schützenmeister Hermann Oberle. Rechner ist Ernst Gottlieb, wie Fritz Ringwald auch Ehrenoberschützenmeister. Schriftführerin ist Juliane Greiff, den Posten des Sportwarts nimmt Marian Zupanic ein. Jugendleiter ist Helmut Hauser. Die weiteren Mitglieder im Vorstand: als Beisitzer: Erich Maier, Klaus Gottlieb, Paul Bessel; als Kassenprüfer: Erwin Maier, Josef Bronnenkant; als verantwortliche Schießleiter: Georg Pfaff, Joachim Stölker, Wilhelm Furtwängler, Johann Furtwängler, Günther Schliewe, Ulrich Schliewe; als Pistolenreferent: Mario Bagras.

Ziel des Vereins ist selbstverständlich in erster Linie die kontinuierliche Fortführung der sportlichen Leistungssteigerung, wobei man allgemein keine Nachwuchsprobleme kennt. Allenfalls bei der weiblichen Jugend wünscht sich Oberschützenmeister Friedrich einen stärkeren Zulauf: Die Voraussetzungen hat der Verein bereits geschaffen, interessierte Mädchen würden eine fachkundige Anleitung erhalten. Nahziele des Vereins sind die Fertigstellung des Pistolenstandes im kommenden Jahr sowie ein kleines Jubiläum aus Anlass des – 25jährigen Vereinslebens seit dem Wiederbeginn im Jahre 59, das man im kommenden Jahr feiern möchte.

Die erfolgreichsten Schützen und Schützinnen des KK-Schützenvereins Ettenheim, denen der Aufstieg in die höchste Klasse gelungen ist. Mit im Bild Sportwart Marian Zupanic.


Recht umfangreich ist das Vorstands-Team, das sich mit Oberschützenmeister Max Friedrich (Bildmitte sitzend) um die sportlichen, finanziellen und geselligen Belange des Vereins kümmert.

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Chronik

Der Ettenheimer Schützenverein wurde am 14. Februar 1926 als Kleinkaliber Schützengesellsschaft gegründet. Die Gründung des neuen Vereins wurde dem Bürgermeisteramt am 16. Februar 1926 durch den vorläufigen Vorsitzenden Prof. Dr. Vogel schriftlich mitgeteilt. Gleichzeitig wurde der Antrag auf Überlassung einer geeigneten Wiese im Rohrbach, sowie eines Kostenzuschusses gestellt. Der Antrag auf einen Kostenzuschuss musste aufgrund fehlender Geldmittel abgelehnt werden.

Während des 2. Weltkrieges bestand der Verein weiter, allerdings forderte der Krieg von unseren Mitgliedern seinen Tribut. Im Mai 1945 wurde durch eine Anordnung der französischen Regierung, die Ausübung des Schießsports verboten und alle Gewehre eingezogen. Am 5. Mai 1946 kam es zur Auflösung des Vereins. Die Austragung aus dem Vereineregister wurde am 10. Februar 1947 vorgenommen.

Wiedergründung

In Folge des 2. Weltkriegs und der Auflösung des Vereins verloren die meisten Mitglieder ihre Freude am Schießsport. Erst im Jahr 1959 entschlossen sich einige ehemalige Mitglieder den Schützenverein ,,wiederzubeleben“. Die Initiative ging von Fritz Ringwald und Josef Haas aus. Insgesamt trugen sich 18 Schützen in die Mitgliederurkunde ein.

Die neue Vorstandschaft bestand aus:

1.Vorsitzender: Fritz Ringwald

2.Vorsitzender: Josef Haas

Schriftführer: Willi Hog

Schatzmeister: Otto Schmidt

1.Schießleiter: Heinz Mayer

2.Schießleiter: Franz Müller

Beisitzer: August Mayer, Wilhelm Mattmüller, Friedrich Schwarz

Der neue Verein trat am 13. März 1959 dem Südbadischen Sportschützenbund bei. Einen Monat darauf hatte der Verein bereits 32 Mitglieder, davon drei Jugendliche. Im Mai 1960 wurde das neue
Schützenhaus im Osterbach durch ein Preisschießen eröffnet. Zwei Wochen danach fanden die Mittelbadischen Meisterschaften auf unseren Schießständen statt.

Brand im Schützenhaus

In der Nacht auf den 26. März 1971 riss um kurz nach Mitternacht die Feuersirene alle Ettenheimer aus dem Schlaf. Das neugebaute Schützenhaus brannte lichterloh.

Trotz aller Bemühungen der Feuerwehr wurde das Gebäude, die wertvolle Inneneinrichtung und die gesamte Schützenausstattung vollständig zerstört. Der Schaden lag weit über 100.000 DM.

Es handelte sich unbestritten um einen Einbruch. Inwieweit der Einbruch mit dem Brand zusammenhängt, ist nach wie vor unklar. Auch die Täter konnte die Polizei bis heute nicht ausfindig machen.

Wiederaufbau

Im Juni 1971 gab es erste Pläne für das neue Schützenhaus und kaum ein Jahr später war das Vereinsheim mit neun Luftgewehrständen und fünf KK-Bahnen, großem Wirtschaftsraum und einer Küche fertig. Die offizielle Einweihung mit feierlichem Gottesdienst fand am 20. April 1974 statt.

50-jähriges Jubiläum

Das Jahr 1976 stand ganz im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums. Der ehemalige Holzplatz der Sägerei Schwarz wurde zu einem Festplatz umgestaltet. Bei wunderschönem Wetter konnten die Schützen vom 9. bis 12. Juli vier Tage lang zahlreiche Besucher aus Ettenheim und Umgebung in vollem Festzelt begrüßen. Besonders erfreulich für die Schüler: es gab Schulfrei.

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